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Altarraum, Sakristei – und was es sonst noch gibt

Sie sind unter 30, dynamisch, engagiert. Im Dienst tragen sie einen Rock, auch wenn sie keine Frauen sind. Die Farbpalette ihres Auftritts reicht von Weiß bis Schwarz. Die Rede ist von den Messdienern im Bistum Würzburg. Sonntagsblatt-Mitarbeiterin Ronja Goj hat drei Regionen besucht, um mehr über das Leben der Minis zu erfahren.
Alzenau – Grafenrheinfeld – Karlstadt. Navi an, Ziele einspeichern, Motor starten. Erster Halt Alzenau. Eine der OMIs (Oberministranten) dort: Jadzia Sonnleithner. Sie ist 17 Jahre alt und kümmert sich um eine 52-köpfige Ministranten-Gruppe. „Alles, was wir mit den Ministranten zusammen unternehmen, macht wahnsinnig viel Spaß. Es ist so, als würde man seine Freunde treffen“, erzählt Jadzia. „Vor allem in der Leitungsrunde sind wir untereinander Freunde, nicht nur Ministranten.“ Die Leiterrunde ist der OMI-Hilfstrupp. Eine kleine Gruppe, in der alle Ministranten ab 16 Jahren sitzen. Sie helfen, unterstützen, organisieren, planen: Gruppenstunden, Fahrradtouren, Schlittschuhlaufen, Plätzchenbacken und Dietges. Dietges – wenn Jadzia davon erzählt, wird ihre Stimme ganz aufgeregt. „Man freut sich jedes Jahr darauf und ist immer ein bisschen traurig, wenn man dann heimfährt.“ Dietges, das sind sieben Tage Pfingstfreizeit in einer Blockhütte an der Wasserkuppe, seit über 30 Jahren, jedes Jahr, im kleinen Ort Dietges. Das ist Spaß, Jahrestreffen, Kinderstube, Zusammenwachsen und dichtes Gemeinschaftsgefühl in einem.   Ein paar Traditionen gibt es bei dieser Freizeit, etwa den Ausflug zur Wasserkuppe. Morgens Aufbruch, dann Mittagessen an der Fuldaquelle und nach dem Sommerrodeln Rückmarsch zur Hütte. „Alle verstehen sich sehr gut, es wird total viel gelacht und es gibt nie Streit. Es schweißt einfach zusammen, eine ganze Woche gemeinsam zu verbringen“, erzählt Jadzia.

Ehemalige dabei

Dietges ist ein fester Termin im Alzenauer Kalender. Sogar die gehen mit, die keine aktiven Ministranten mehr sind. „Man sieht da Gesichter, die man das Jahr über kaum sieht“, erzählt Jadzia erfreut. Auch die ehemaligen OMIs waren 2015 dabei. Mit ihren Kindern. „Alle Ministranten gucken dann auf die Kleinen, schauen, dass es denen gut geht, und spielen mit ihnen“, erinnert sich Jadzia. Zurück im Auto. Die Fahrt geht weiter. „Grafenrheinfeld“ steht in Schwarz auf dem gelben Schild am Ortseingang. Zehn bis zwölf Oberministranten gibt es hier. Zwei von ihnen sind Stefan Rumpel und Marius Berchtold. Stefan ist mit 30 Jahren der Älteste der Gruppe. Beide erzählen vom besonderen Highlight des Jahres 2015: dem Diözesanfußballturnier. Das fand in der Dreifachturnhalle in ihrem Dorf statt.   Das bedeutete: Halle herrichten, Kuchen backen, Grill aufstellen, Getränke besorgen, einkaufen. Alles bevor die kickenden Ministranten die Halle stürmten.    Die Teilnehmer hatten sich bei Turnieren in ihren Dekanaten qualifiziert und traten nun auf diözesaner Ebene gegeneinander an. Die Grafenrheinfelder auch? Stefan lacht. Als Gastgeber hätten sie zwar teilnehmen dürfen, aber ihr Team war die Verpflegungsmannschaft. Bis spät in den Abend wuselten sie durch die Halle, standen hinter Grill- und Getränkeständen und schrubbten die Turnhalle.  

Teamarbeit

„Wenn jemand sagt, da kümmer‘ ich mich darum, kümmert er sich auch tatsächlich darum und man kann sich hundertprozentig darauf verlassen“, sagt Stefan. Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein schätzt er an seinen jungen Kollegen. „Ganz viele Freundschaften sind über die Ministranten entstanden, und es hat sich echt eine Gemeinschaft entwickelt“, fasst er zusammen.   Vor Großaktionen treffen sich die Grafenrheinfelder in der OMI-Runde, besprechen, legen fest, wer sich um was kümmert. Es geht ums Sternsingen und um das Laiern an Ostern, das große Sommerzeltlager, Ausflüge und Gruppenstunden. Zu den Gruppenstunden steuert Marius eine Anekdote bei. „Wir haben zum Frühjahr unser Pfarrheim abgerissen, deswegen haben wir unseren Gruppenraum ausgeräumt und konnten ihn dann kaputt machen.“ Er lacht. Türen eintreten, Wände beschmieren, Löcher in die Wand bohren, all das, was man sonst nicht darf. Ministranten können eben auch anders als am Altar.   Auf zur letzten Station der Reise, dem Dekanat Karlstadt. Die Augen werden riesig, wenn man Zahlen zur Ministrantenarbeit erfährt. Etwa 1500 Messdiener sind im Dekanat aktiv. 170 Minis nahmen 2015 am Ministrantentag des Landkreises Main-Spessart in Zellingen teil. Sogar eine eigene Band gibt es, die bei solchen Events auf der Bühne steht. Doch wie lassen sich Aktionen solchen Ausmaßes koordinieren? Dazu gibt es das Leitungsteam des Ministrantenarbeitskreises (MAK) im Dekanat Karlstadt. Ehemalige Oberministranten, aktive OMIs, ein fester Kern aus Mitarbeitern, die schon etliche Jahre dabei sind, und Jugendliche, die alle zwei Jahre neu ins Leitungsamt gewählt werden. Michaela Weis, 24 Jahre, gehört seit vier Jahren zu den MAK-Entscheidern. „Wenn wir Aktionen planen, ist alles schnell aufgeteilt, wir sind einfach ein eingespieltes Team und das macht Spaß“, erzählt sie. Motivation und Erfahrung sorgen dafür, dass alles gut läuft.  

Stichwort Glaube

Doch manchmal sind sie auch in einer Kleingruppe unterwegs. Bei einer ganz besonderen Tour: der Bergfreizeit im österreichischen Kaunertal, oben in den Bergen, fünf Tage lang. Zwölf Personen zwischen 14 und 30 Jahren. Kein Auto, kein Handy, kein Fernseher. Selbstversorgung, Wandertouren jeden Tag, zwischendurch ein Gebet.   Für Michaela ist Glaube ein wichtiges Stichwort. Sie ist beim Team mit dabei, weil sie Religiöses weitergeben möchte an die neuen Ministranten. Aber auch, weil sie in der Leiterrunde des MAK Leute gefunden hat, „die in meinem Alter sind und die den Glauben auch so sehen wie ich“, erklärt sie.   Und so endet diese Reise durch das Bistum Würzburg. Alzenau, Grafenrheinfeld und Karlstadt sind nur Beispiele für die vielen Messdiener-Gruppen, die in den Gemeinden werkeln und wirken. Und dabei etwas schaffen, von dem jede Gruppe lebt: Zusammenhalt.   V.i.S.d.P.: Christine Schmitt