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Buchseiten bilden ein Herz

„Begreift Ihr, was ich Euch getan habe?“

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer bei der Diakonenweihe von vier Jesuiten am 3. März 2007 in Würzburg-Stift Haug

Liebe Weihekandidaten!

Das Kapitel „Die Fußwaschung“ im berühmten Buch „Der Herr“ von Romano Guardini gehört für mich zu den beeindruckendsten Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi. Als junger Theologiestudent habe ich es immer wieder mal gelesen. Dort kann man spüren, wie tief der große Theologe Guardini in das Geheimnis der göttlichen Selbsthingabe sich hineingedacht, hineingebetet hat. Solche Sätze stehen dort:

„In dieses Geheimnis der göttlichen Selbsthingabe muss Petrus eintreten, wenn er Anteil an Christus haben will. Er steht im Herzpunkt des Christentums.“ Oder an einer anderen Stelle: „Christsein ist Mitvollzug des Daseins Christi.“ In der Tat: Jesus hat nicht nur in der Fußwaschung pädagogisch gezeigt, dass man und wie man eine konkrete Form der Nächstenliebe ausüben kann. In der Fußwaschung kniet der heilige, ewige, erhabene Gott vor dem Geschöpf, vor dem sündigen Menschen. Hier zeigt Jesus wirklich, dass er alle gottheitliche Vorstellung, die wir mit Gott verbinden, abgelegt hat. Er nahm die Gestalt des Knechtes an, entleerte sich selbst. Paulus spricht von der „Kenosis“.

Liebe Weihekandidaten!

Sie haben sich für Ihre Diakonenweihe ein anspruchsvolles Bibelwort ausgesucht und die Fußwaschungsskizze von Rembrandt dazugefügt. Fast möchte man da auch sagen: „Begreift Ihr, realisiert Ihr, wisst Ihr, für welche Lebensweise Ihr Euch mit einer so verstandenen Diakonenweihe entscheidet? In die Knie gehen vor den Menschen, vor allen Menschen, heißt also, Diakon Jesu zu sein. Nicht nur vor den schwachen, kranken, hilfsbedürftigen Menschen – dazu braucht es eigentlich keine Weihe. Das tun viele Menschen – ohne auf Jesus zu schauen. Nein – Jesus ist in eine Tiefe zu den Menschen hinabgestiegen, wie es eben nur Gott kann, gleichsam um den sündigen Menschen seine unverlierbare Würde und Herkunft aufzuzeigen – nämlich aus Gott. Die Diakonenweihe ist also nicht bloß eine Befähigung zum Tischdienst, zum Sanitäterdienst, zum karitativen und diakonischen Wirken. In der Diakonenweihe gibt der Geist Gottes die Befähigung und die Kraft, das Niederknien Jesu vor uns Menschen mit zu vollziehen und in Jesu Gesinnung und Geisteshaltung zu leben. Daher nimmt der Diakon schon auch liturgisch teil am hohen priesterlichen Tun Jesu in der Eucharistie, wenn der Herr im Blick auf die Brotsgestalt und den Kelch sagt: „Das bin ich für Euch!“

Liebe Weihekandidaten!

Im Epheserbrief hat Paulus die Bitte geäußert: „Der Gott Jesu Christi ... gebe Euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit Ihr ihn erkennt!“ Ja – das ist unsere Bitte und unser Gebet bei dieser Weihe: Vergesst nie, was über die innere Größe Jesu Christi bei dieser Fußwaschung gesagt wurde. So ist unser Gott. So kündet ihn, so lebt ihn. Im Isaiaswort 55,1-11 wurde uns gesagt, wie freigiebig und selbstlos Gott sich zeigt: „Auch wer kein Geld hat, soll kommen“, hieß es da. Und: „Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen ...“. Gerade auch der Dienst der Verkündigung ist angesprochen, zu dem Sie als Diakone beauftragt und berufen werden. Sprecht im Auftrag der Kirche so zu den Menschen, besonders in der Predigt, dass sich die Kirche Jesu Christi, dass sich Jesus, Gott selbst, von Euch repräsentiert weiß. Sprecht in seinem Namen, in seinem Geist zu den Menschen.

Liebe Weihekandidaten!

Bedenkt aber auch das Wort Jesu an Petrus im Evangelium: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir!“ Ja – Diakon Jesu kann man nur sein, wenn wir immer wieder uns vom Herrn helfen, reinigen und heiligen lassen. Denn wir bleiben immer auch Petrusgestalten. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde. Dennoch, ja deshalb, sagt er uns seine kniende Liebe zu.

Amen.

(1107/0441)