Liebe Mädchen und Buben, liebe Jugendlichen,
unsere diesjährige Jahreslosung im Bistum Würzburg lautet: „Die Freude an Gott ist unsere Stärke“. Und auch die Feier dieser heiligen Messe ist diesem Grundgedanken verbunden. Wie steht Ihr dazu? Haltet Ihr dieses Motto für realistisch oder überspannt? Wieso steht dieser Leitgedanke, den ich über die Errichtung der Pfarreiengemeinschaften in unserem Bistum gestellt habe, auch über dieser Festwoche?
Gedenken wir nicht vornehmlich der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, die – aus Irland kommend – hier bei uns im 7. Jahrhundert als Missionare gewirkt haben und als Martyrer für Christus gestorben sind? Ja, sicherlich war dieser Satz aus dem Buch Nehemia in eine für das Volk Israel sehr schwierige Zeit hinein gesprochen. Soeben waren Juden aus der Gefangenschaft in Babylon zurückgekehrt und wurden nun mit dem Gesetz konfrontiert, das ihnen von Esra verkündet wurde. Die Menschen weinten. Warum ist nicht so ganz klar. War es die Erkenntnis, dass ein riesiger Abstand zwischen ihrer Lebensweise und dem Anspruch des Gesetzes war, oder hatten sie als Gesetzesübertreter Angst vor der zu erwartenden Strafe? Oder waren sie einfach nur durch das Wort Gottes gerührt? Der Chronist Nehemia wollte jedenfalls nicht, dass die Verkündigung des Gesetzes zu einer Trauerkundgebung wurde und wies die Zuhörer darauf hin, dass die Freude an Gott unsere Stärke ist!
Das ist heute, 2200 Jahre später, nicht anders.
Denn für viele Menschen ist Gott auch heute nicht nahe, sondern eher abstrakt. Sie sehen oft in ihm eine unbekannte, einfordernde Größe. Am besten – so denken sie – hält man ihn von sich fern. Sie fürchten durch ihn eine permanente Bedrohung ihres Lebens, eine Einschränkung oder Störung ihres Lebensglückes. Je nachdem versuchen sie ihn durch Leistungen zufrieden zu stellen und halten an einem Minimum religiöser Praktiken fest. Damit reden sie einer Leistungsreligion das Wort, die nun wirklich nicht dem entspricht, was Christus uns von dem uns liebenden, nahen Gott gesagt hat.
Durch Christus haben wir erkennen dürfen, dass Gott uns nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat – eine ungeheuerliche Aussage! Dann hat dieser unsichtbare, ewige, unfassbare Gott in Jesus Christus – wie wir sagen – Fleisch angenommen. Er ist also selbst Mensch geworden, einer von uns, unser Bruder. Und schließlich hat Jesus nicht nur 33 Jahre auf dieser Erde gelebt – durch Wort und Tat eine grenzenlose Liebe zu uns gelebt –, sondern er bleibt auch unter uns durch die ganze Weltgeschichte bis ans Ende der Zeiten in dem Wort der Heiligen Schrift und in den Sakramenten.
Wir dürfen also an einen uns nahen, jeden einzelnen von uns liebenden Gott glauben. Er hat jede und jeden einzelnen von uns im Blick. Er wohnt durch Taufe und Firmung in unseren Herzen. Er nimmt uns durch die Feier der Heiligen Messe mit in den Abendmahlssaal und nach Golgotha zur Kreuzigungsstätte und zum leeren Grab. Er kommt durch die Heilige Kommunion in unser persönliches Leben und stärkt uns.
Das, liebe junge Freunde, ist Grund genug, uns zu freuen und zu bekräftigen: „Die Freude an Gott ist unsere Stärke.“ Wenn wir als junge Christen die Freude unseres Glaubens erleben und durch unser Singen und Beten, durch unsere Gesten und Taten sichtbar machen, dann werden wir auch anderen helfen, die Freude an Gott zu erleben und diese Glaubensfreude als Lebensstärke zu erfahren.
Einige Ministrantinnen und Ministranten haben vor drei Jahren das hier im Dom hinter dem Bischofsstuhl aufgehängte Begrüßungstuch in der Abtei Münsterschwarzach gestaltet. Es symbolisiert unseren Weg durch das Leben: aus dem Dunkeln ins Licht. Gott ist ein Freund der Menschen und menschlich gesprochen – ein farbenfroher Gott. Die Menschen warten auf Euch und Euer Lebenszeugnis. Wenn wir in der Kirche auch von Geboten und Verboten reden, so nicht, um Euch das Leben schwer zu machen, sondern im Gegenteil, Euch das Leben zu ermöglichen – hier auf der Erde und auch im Himmel. Dies umfasst auch die Sorge um die richtig gelebte Sexualität.
Täglich werden laut Presse weltweit 1440 Kinder mit Aids infiziert. Man kann sagen, jede Minute infiziert sich ein Kind mit dem Aids-Virus. „Trotz kleiner Fortschritte bei Vorbeugung und Behandlung steckten sich im vergangenen Jahr nach UNICEF-Schätzungen 530.000 Mädchen und Jungen unter 15 Jahren an. Die meisten dieser Kinder kommen bereits mit dem HI-Virus zur Welt: Sie infizieren sich bei der Mutter.“ (Main Post 17.01.07). Viele werden aber auch durch frühzeitigen Sexualverkehr und Missbrauch infiziert. Vor drei Tagen feierten wir den Gedenktag der heiligen Maria Goretti, die als Zwölfjährige bei einem Vergewaltigungsversuch ihr Leben hingegeben hat.
Führen wir Christen ein Leben aus dem Glauben, das verantwortbare Partnerschaft in der Ehe in den Blick nimmt und leben wir darauf hin, damit unsere Freude wirklich zur Erfüllung kommt.
Es war wohl Friedrich Nietzsche, der gesagt hat: „Sie müssten mir erlöster aussehen, die Erlösten.“
Ihr, liebe Jugendliche, habt es in der Hand, die Zukunft so mitzugestalten, dass sie für alle Menschen lebenswert wird. Habt Freude an Gott und den Mut, diese Freude kraftvoll zu leben. Amen.
(2807/1016)