„Es reicht nicht aus, den Begriff ‚Integration‘ in der Gesetzgebung durch ‚Inklusion‘ zu ersetzen“, unterstrich Kita-Fachberaterin Kerstin Malterre in ihrer Hinführung zur neuen Ausstellung im Würzburger Caritashaus. Inklusion sei vielmehr ein grundlegender Blickwechsel, sodass nicht mehr das einzelne Kind, sondern das System das Problem darstelle. „Nicht Kinder müssen an ein bestimmtes System, sondern das System an jedes einzelne Kind, an seine Stärken und Schwächen, angepasst werden“, betonte die Fachfrau der Caritas.
Großes Interesse
Im aufmerksamen Auditorium saßen unter anderem die Abgeordnete Kerstin Celina, Bezirksrätin Elisabeth Schäfer und mit ihr weitere Politiker aus Unterfranken, Landräte und Bürgermeister, aber auch Vertreter der Pastoral, Pfarrer und Diakone, zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas und Verantwortliche für Kindertagesstätten.
Domkapitular Clemens Bieber begrüßte ganz besonders die vielen Kinder im großen Seminarraum. Unter ihnen auch Künstlerinnen und Künstler, deren Werke nun im großen Treppenhaus der Caritas zu bewundern sind. „Unser Caritashaus ist nicht nur ein Bürogebäude, sondern ein Ort der Begegnung“, erklärte Bieber den Mädchen und Jungen das Haus. Immer wieder gebe es deshalb auch interessante Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen, die Menschen in unserem Land bewegen. „Mal geht es darum, älteren Menschen mit Bildern eine Freude zu machen, mal darum, dass Männer und Frauen, die im Gefängnis sind, mit Bildern einen neuen Weg ins Leben finden.“
Kinder sorgen für Lebendigkeit
Wie die Kinder „Inklusion“ verstehen, machten sie mit Tanz und Liedvortrag lautstark deutlich: „Gott mag Kinder, große und kleine…“. Kinder aus Sulzbach und Dettelbach stellten ihre Bilder vor. „Wir sind alle unterschiedlich und gehören doch zusammen“, erläuterte eine Vierjährige. Im Bild findet sich sogar ein Spiegel, sodass der Betrachter merkt, dass auch er dazugehört. „In unserem Bild geht es um Freundschaft“, sagte ein kleiner Junge. Ein beschwingter Tanz führte die Kinder aus dem Spatzennest Sulzbach durch die ganze Welt. Für ihre Vorführung erhielten sie kräftigen Applaus.
„Wir brauchen eine vorurteilsbewusste Erziehung in unseren Einrichtungen“, forderte Fachberaterin Malterre, denn Kinder würden schon früh Unterschiede bemerken, die es positiv einzuordnen gelte. Ziel sei die Teilhabe aller Kinder am Leben. „Wie visionär die Idee der Inklusion tatsächlich ist, zeigt sich gerade jetzt vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsdebatte“, sagte Malterre und stellte klar, dass es nicht nur den guten Willen in den Kitas, sondern ebenso gute Rahmenbedingungen brauche.
Rundgang und Imbiss
Herzlich lud Domkapitular Bieber Kinder, Erzieherinnen und Gäste zu einem ersten Rundgang durch die Ausstellung ein. Im hellen Treppenhaus hängen 22 Bilder aus unterfränkischen Kindertageseinrichtungen der Caritas, die von Kindern gestaltet wurden. Es sind Zeichnungen, Kollagen und plastische Kunstwerke, die zum Betrachten und Nachdenken einladen. „So bunt die Bilder, so bunt das Thema“, sagte Kerstin Malterre.
Während die Großen weiter diskutierten über Chancen und Grenzen der Inklusion, machten die Kinder reichlich Gebrauch von der Bilderbuch- und Malecke und stärkten sich gemeinsam dann mit den Großen am reichhaltigen Buffet.
Die Ausstellung „Inklusion“ kann bis in den September hinein zu den Bürozeiten besucht werden.
