Retzbach/Würzburg (POW) Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat die katholischen Verbände im Bistum Würzburg aufgerufen, sich den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen und Lösungen aus christlicher Sicht zu fördern. Bei einem erstmaligen Treffen mit den Vertretern der neun katholischen Erwachsenenverbände am Freitagnachmittag, 2. Dezember, auf der Benediktushöhe in Retzbach im Landkreis Main-Spessart bezeichnete er die Arbeit der Verbände und das Engagement der Laien als unverzichtbar für die Kirche. „Sonst könnten wir einpacken!“
Die katholischen Erwachsenenverbände vertreten im Bistum Würzburg rund 90.000 Mitglieder. „Sie stehen für eine große Zahl von Menschen“, sagte der Bischof. Seit ihren Gründungen im 19. Jahrhundert hätten sich die katholischen Verbände sehr bewährt. Heute sei Kooperation wichtig, um gesellschaftlich Einfluss nehmen zu können. Als gesellschaftliche Herausforderungen, die die ganze Kraft der Kirche forderten, nannte Bischof Hofmann die Frage des christlichen Menschenbilds und der sozialen Gerechtigkeit. Vehement prangerte er die in diesen Tagen in den Niederlanden beschlossene Straffreiheit bei aktiver Sterbehilfe an todkranken Neugeborenen an. „Wir Christen müssen hier unser Menschenbild einbringen, das Europa erst hat entstehen lassen.“ Auch in der Frage der sozialen Gerechtigkeit gelte es, die Stimme zu erheben und die Reichen an ihre Verantwortung für die Schwachen zu erinnern. Kirche müsse dem Weg der Ungerechtigkeit entgegentreten.
Überzeugt zeigte sich der Bischof, dass in Deutschland die Verbandsarbeit zur Stärkung der Kirche in der Gesellschaft geführt habe. In Zukunft sei es wichtig, sich zu vernetzen und am Ball zu bleiben. „Öffnen Sie jungen Menschen die Augen für die Probleme der heutigen Zeit. Wir haben als Kirche in Deutschland Rückhalt.“ Wenn Kirche gemeinsam in die Gesellschaft hineinwirke, habe sie eine Chance, auch viele Jugendliche zu erreichen. „Es gibt eine neue Suche nach Gott bei der Jugend. Wenn wir als Kirche ihre Fragen beantworten, werden wir viele gewinnen!“ Den Verbänden dankte der Bischof für ihren Einsatz. Gleichzeitig versprach er, bei notwendigen Sparmaßnahmen stets miteinander zu reden und im Dialog zu bleiben. Die Zukunft werde weitgehend vom Ehrenamt abhängen.
Zu Beginn des Treffens bezeichnete Peter Keller, Vorsitzender des Trägervereins der Benediktushöhe und langjähriger Leiter des Hauses für soziale Bildung, die Verbände als Brücke zwischen Kirche und Welt. Entscheidend hätten die Verbände die ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland mitgeprägt. Heute laute die wichtigste Frage, wie wirksam der gesellschaftliche Einfluss der Verbände sei. Kooperation sei angesagt, um politisch Einfluss nehmen zu können. Es gelte, Wege im Dialog zu finden und die Kraft der Verbände zu erhalten und zu stärken. Für die anwesenden Verbände mahnte die Vorsitzende des Familienbunds der Katholiken (FdK) im Bistum, Uschi Kriener, die Kirche brauche die Verbände. Vor allem in der Diözese Würzburg spielten sie eine besondere Rolle und wirkten in der Pastoral mit. Immer wieder müssten die Verbände den Auftrag neu aufgreifen, in der Kirche zuhause zu sein.
Bei einer Vorstellungsrunde präsentierten die neun Verbände dem Bischof ihre Aktivitäten und speziellen Anliegen. Der Familienbund setzt sich für die Interessen von Familien ein. Im Katholischen Seniorenforum Diözese Würzburg engagieren sich 3000 Ehrenamtliche. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) mit rund 9000 Mitgliedern im Bistum gibt den Arbeitnehmern in der Kirche eine Stimme. Vor allem für die ländliche Bevölkerung und die dörfliche Lebenswelt setzt sich die Katholische Landvolkbewegung (KLB) ein. Über 300 Mitarbeiter wirken im Kolpingwerk vor allem für die Bildung junger Menschen. Kolpingsfamilien gibt es in 118 Pfarreien der Diözese. 15.207 Frauen zählt der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in 210 Zweigvereinen und 50 Krabbelgruppen im Bistum Würzburg.
Der größte Verband ist die Deutsche Jugendkraft (DJK). Sie zählt 47.000 Mitglieder in 126 Sportvereinen des Bistums. 10.300 sind Kinder, 9000 zwischen 14 und 26 Jahre alt. Die Erziehungspartnerschaft von Eltern und Lehrern will die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) im Bistum stärken. Für den Weg der Versöhnung und für die Kontaktpflege mit den östlichen Nachbarländern, vor allem mit Tschechien steht die Ackermann-Gemeinde.
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