Würzburg (POW) Zum Gedenken an den vor 20 Jahren gestorbenen Oskar Neisinger findet am Mittwoch, 14. Dezember, um 9.30 Uhr eine Feierstunde in der Pfarrkirche Sankt Burkard statt. Neisinger war einer der Köpfe des Würzburger Widerstandskreises „Grüne Gruppe“ während der Diktatur der Nationalsozialisten.
1919 in Würzburg geboren, war Neisinger durch sein christliches Elternhaus von Anfang an entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. In seinen 1982 im Echter-Verlag erschienenen Memoiren „Flugblätter“ schreibt Neisinger: „Der Zorn über die nazistischen Verbrechen war eine wesentliche Triebkraft für unsere Versuche, möglichst viele junge Menschen in illegalen Gruppen im Widerstand gegen die herrschende Weltanschauung zu bestärken und sie für das christliche Menschenbild zu begeistern.“ Er überzeugte viele junge Menschen mit seiner Einstellung und wurde zu einem der führenden Köpfe des Widerstands im Bistum Würzburg.
Als 1944 Neisingers illegales Tun bekann wurde, half ihm der Vater eines von ihm betreuten Jugendlichen, als Soldat verkleidet nach Holland zu flüchten. Dort hielt er sich bis Kriegsende versteckt, um sich der Gestapo zu entziehen. Nach 1945 war Neisinger der erste Diözesan-Jugendführer. Später wurde er stellvertretender Bundes-Vorsitzender des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Zu den Themenbereichen Jugendarbeit, Gesellschaftspolitik und kirchliche Erneuerung verfasste er zahlreiche Schriften, Bücher, Radio- und Fernsehbeiträge. Als Mitbegründer des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) war Neisinger viele Jahre lang für das Gestalten der Katholikentage verantwortlich.
Beruflich erwies er sich als ähnlich vielseitig: Unter anderem arbeitete er als Bildungsreferent, Verlagsleiter sowie als Redakteur bei zahlreichen katholischen Publikationen. 1972 wurde er Pressereferent der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Seiner Initiative ist es geschuldet, dass Würzburg Tagungsort der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland wurde. Neisinger starb am 14. Dezember 1985.
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