Würzburg (POW) Die bayerischen Franziskaner wollen fünf von derzeit 13 Standorten auf alle Fälle halten. „Den Kreuzberg in der Rhön rechnen wir zum eisernen Bestand“, sagte Franziskanerprovinzial Dr. Maximilian Wagner (40) am Donnerstag, 19. April, am Rande des in Würzburg tagenden Provinzkapitels. Weiter halte der Orden an München-Sankt Anna, Vierzehnheiligen, Dietfurt und Füssen als Kernklöster fest. Diese Orte gelte es künftig gut zu besetzen. Von welchen der acht weiteren Klöster sich die Provinz in nächster Zeit „schweren Herzens“ trennen müsse, sei noch offen. „Auf jeden Fall werden mittelfristig Klöster aufgegeben. Die Zeichen stehen auf Sturm“, sagte der Provinzial.
Auf POW-Anfrage ging Wagner näher auf die vier unterfränkischen Klöster der Bayerischen Franziskanerprovinz ein. Der Kreuzberg ziehe als Heiliger Berg der Franken viele Pilger an. Mit neuen Ideen wie dem entstehenden Bruder-Franz-Haus und der Zusammenarbeit mit dem neuen Franziskusweg an der Thüringer Hütte könnten die Franziskaner vom Kloster Kreuzberg auf die spirituelle Sehnsucht der heutigen Menschen eingehen. Darüber hinaus diene das Kernkloster mit seiner Brauerei als Einnahmequelle der Franziskanerprovinz. „Über den Wirtschaftsbetrieb können wir die Altersversorgung unserer Brüder sichern. Gleichzeitig fließt eine bedeutende Summe in unsere Missionsarbeit in Bolivien.“
Noch „eine Zeit lang“ werde es das Kloster Altstadt bei Hammelburg geben. Die Franziskaner seien dort noch gut aufgestellt. Durch einen abgeschlossenen Leasingvertrag könne die Bayerische Musikakademie beim Abzug des Ordens die Klosteranlage nutzen beziehungsweise auch kaufen. Das Kloster Engelberg bei Miltenberg stehe da „wie eine Eins und ist gut saniert. Doch wir brauchen Brüder.“ Der Provinzial charakterisierte den Engelberg als guten Ort für ältere Franziskaner, die dort sinnvoll eingesetzt werden könnten. Für Dettelbach bedauerte er die Not, keinen Pfarrer seitens des Ordens stellen zu können. Die Wallfahrtsseelsorge wolle man in nächster Zeit weiterführen. „Momentan können noch alle Standorte überleben.“
Beim Provinzkapitel gaben die 34 Kapitulare ein Votum ab, welche zwei Standorte noch den fünf Kernklöstern hinzugefügt werden sollten. „Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht im Interesse der Provinzleitung, diese Voten zu veröffentlichen. Es würde nur Verwirrung stiften, da noch keine wirkliche Entscheidung gefallen ist“, betonten die Franziskaner. Außerdem würden auf keinen Fall mit einem Schlag fünf oder sechs Klöster aufgelöst. Das wäre weder menschlich noch technisch zu bewerkstelligen. „Aber es liegt nun in gewisser Weise eine Road map für die künftige Struktur der Provinz vor mit den erarbeiteten Kriterien und dem erklärten Willen der Kapitulare“, sagte der Provinzial.
Den Entscheidungen gingen dreijährige Beratungen über einen Provinzplan voraus. Darin sind die aus Sicht des Ordens unverzichtbaren Kernaufgaben festgelegt, etwa die Armenspeisung. Außerdem müssten die in Zukunft höchstens sieben Häuser pastoral geeignet und finanziell tragbar sein, erklärte Provinzvikar Claus Scheifele. Zugleich gab er bekannt, dass Sankt Anna in München nach der umfassenden Sanierung ab 2010 der Sitz der Deutschen Franziskanerprovinz wird. Die bisher vier Provinzen hätten auf ihren Kapiteln mit über 90 Prozent der Stimmen für den Zusammenschluss votiert. Derzeit haben die bayerischen Franziskaner 92 Mitglieder, aber keinen Novizen. Bundesweit gibt es vier Novizen.
Neu in die Provinzleitung gewählt wurden Claus Scheiferle als Provinzvikar sowie Konrad Haas (Dettelbach), Paul Waldmüller, Johannes Matthias Tumpach (Kreuzberg), Raphael Konrad (Kreuzberg) und Rafael Rieger als Definitoren. Provinzial Wagner ist erst drei Jahre im Amt und noch bis 2010 gewählt. Er wird als der letzte Provinzial der bayerische Franziskaner in die Geschichte eingehen.
bs (POW)
(1707/0621; E-Mail voraus)
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