Würzburg/Heiligendamm (POW) Mit Lippenbekenntnissen statt echter Taten rechnet Wolfgang Scharl, Seelsorger der Katholischen Landvolkbewegung (KLB), beim G8-Treffen in Heiligendamm. „So gut es ist, dass die weltweite Armutsbekämpfung und die Entwicklung Afrikas in den Blick genommen werden: Ohne Beschränkungen im Warenaustausch bei den Nahrungsmitteln wird es keine positive Veränderung geben“, erläuterte Scharl, ehrenamtliches Mitglied des Weltvorstands des Internationalen Verbands katholischer ländlicher Erwachsenenbewegungen (FIMARC) am Mittwoch, 6. Juni.
Afrikanische Bauern könnten ihre landwirtschaftlichen Produkte nicht mehr verkaufen, weil der heimische Markt plötzlich mit importierter Baumwolle aus den USA oder mit Hähnchenflügeln aus Europa überschwemmt werde. „Bauern aus Lateinamerika erhalten immer weniger Geld für ihre Produkte und müssen am Ende ihren Hof verkaufen. Ausländische Konzerne kaufen das Land, pflanzen Soja, vergiften Böden und Flüsse durch intensiven Einsatz von Chemie und exportieren die Ernte als Tiernahrung. Hungernde Menschen bleiben zurück.“ Auch in Asien gebe es ähnliche Probleme: Aufgrund von Freihandelsabkommen werde US-amerikanischer Reis importiert und so billig verkauft, dass die einheimischen Landwirte nicht mehr mithalten könnten. Sie geben auf und ziehen in die Städte.
Um dem Elend wirkungsvoll zu begegnen, sei es unumgänglich, echte Ernährungssouveränität zu verwirklichen: Jeder Staat müsse das Recht haben, selbst seine Ernährungspolitik und die Art der Nahrung zu bestimmen, angepasst an die Bedürfnisse und kulturellen Traditionen. „Nahrungsmittel dürfen nicht mehr als reine Handelsgüter betrachtet werden. Es ist unsinnig, Nahrungsmittel mit chemischen Zusätzen zu verunreinigen, dann um die ganze Welt zu transportieren und schließlich an Länder zu verkaufen, deren eigene Lebensmittel ebenfalls ins Ausland verkauft werden.“ Ein Vorgehen gegen diese sinnlose Globalisierung bei den Nahrungsmitteln diene den Verbrauchern in aller Welt, unter anderem, weil es die biologische Vielfalt erhalte.
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