Würzburg (KNA) Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (beide CDU) verteidigt. Sie sei Merkel sehr dankbar, dass sie im September 2015 den „Gedanken der Barmherzigkeit angesichts einer drohenden humanitären Katastrophe" zum Leitbild ihres Handels gemacht habe, sagte Grütters am Montagabend beim Diözesanempfang des Bistums Würzburg. Zwar gebe es bei einer Entscheidung dieser Tragweite Risiken und Unwägbarkeiten. Die Mühen der Integration würden zudem noch alle Kraft und Engagement erfordern, fügte die Politikerin hinzu. „Noch schlimmer, als daran zu scheitern, wäre es, es nicht einmal versucht zu haben."
Grütters betonte in ihrer Rede, dass ein Politiker zwar nicht immer so handeln könne, wie es dem Bild des barmherzigen Samariters entspreche. Es brauche aber ein mitfühlendes Herz, wie es dieser gezeigt habe, um überhaupt zu erkennen, wo Menschen in Not seien.
„Barmherzigkeit ist die Grundlage für soziales, dem christlichen Menschenbild verpflichtetes politisches Handeln", betonte die Staatsministerin.
Barmherzigkeit sei eine „Wegbereiterin für Verständigung und Toleranz" und damit für das Funktionieren der Demokratie unverzichtbar, betonte die CDU-Politikerin. In einer pluralistischen Gesellschaft seien Menschen mit Lebensweisen konfrontiert, die ihnen fremd seien, sowie mit Weltanschauungen, die sie teils ablehnten. „Es ist eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen oder überhaupt stellen zu können." Deshalb sei Barmherzigkeit auch die Fähigkeit, die es brauche, "um unsere Demokratie gegen ihre Feinde, also religiöse Fundamentalisten und politische Extremisten, zu verteidigen".
Die Kulturstaatsministerin hob zudem die Bedeutung von Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit hervor. Sie seien „konstitutiv für unsere Demokratie". Kreative und Intellektuelle verhinderten, „dass intellektuelle Trägheit, argumentative Fantasielosigkeit und politische Bequemlichkeit die Demokratie einschläfern". Sie bewahrten sie dadurch vor „gefährlicher Lethargie und neuerlichen totalitären Anwandlungen". Diese Freiheiten gelte es deshalb zu schützen, auch wenn sie andere in ihren religiösen Gefühlen verletzten oder Politiker verachteten.
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann warnte angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte vor einfachen Antworten. „Die Menschen spüren, dass schnelle Kommentare und Lösungsvorschläge meist zu kurz greifen und schon gar nicht die Wurzeln vieler Probleme erfassen, allenfalls Auswirkungen beschreiben", sagte er in seiner Begrüßung. Stattdessen brauche es tiefgründige Überlegungen. Unverzichtbar sei zudem eine gründliche Besinnung „auf unseren Glauben und den Wert unserer Kultur", betonte Hofmann.
Zu dem Diözesanempfang hatten sich rund 1.500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kirche und Kultur angemeldet. Unter ihnen waren der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sowie Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU).
Hier finden Sie einen ausführlichen Bericht des Pressedienstes des Ordinaritas Würzburg.
