Würzburg (POW) Das Bistum Würzburg will im von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahr auch in Staat und Gesellschaft Zeichen setzen. Das hat Bischof Dr. Franz Jung am Mittwoch, 29. Januar, bei der Pressekonferenz des Bistums zum Jahresauftakt betont. Angesichts der Bundestagswahl am 23. Februar sei es wichtig, den Einsatz der Kirche für die freiheitliche, demokratische Grundordnung des Landes zu unterstreichen, sagte er im Würzburger Burkardushaus. „Politische Positionen, die unsere demokratische Ordnung angreifen, sind mit einem christlichen Menschen- und Gesellschaftsbild nicht vereinbar“, erklärte der Bischof. Daher gelte auch für die Bundestagswahl: „Nicht jede Wahloption ist eine für Christen wählbare Option!“ Das Bistum sei gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz aus diesem Grund dem Bündnis „Zusammen für die Demokratie“ beigetreten und habe sich zudem der ökumenischen Initiative „Für alle. Mit Herz und Verstand“ angeschlossen. „Damit ermutigen wir zur Teilnahme an den Wahlen und rufen dazu auf, bei der Wahlentscheidung die Grundwerte Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt im Blick zu behalten.“
Zum Einsatz für die Menschenwürde gehöre auch, dass er mit großer Sorge die Debatte über eine Neuregelung des Paragrafen 218 des Strafgesetzbuchs zum Schwangerschaftsabbruch beobachte, sagte Bischof Jung. „Auch das ungeborene Leben besitzt eine gottgegebene, unveräußerliche Würde, die vom Staat zu achten und zu schützen ist.“ In dieser Überzeugung würden die zahlreichen kirchlichen Beratungsstellen auch weiterhin Unterstützung und Begleitung anbieten. Auch die aktuell vorgeschlagene Widerspruchslösung bei der Novelle des Transplantationsgesetzes lehnte der Bischof ab. „Die Bereitschaft zur Organspende verdient als Akt der Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft über den Tod hinaus höchste Anerkennung und Wertschätzung. Zugleich muss die Entscheidung für oder gegen Organspende von jedem Menschen in freier Selbstbestimmung getroffen werden.“ Notwendig ist nach Bischof Jungs Worten auch der Ausbau von Palliativmedizin und Hospizkultur. Jede Regelung, die Angebote der Beihilfe zur Selbsttötung dulde oder fördere, setze Menschen in existenzieller Not noch weiter unter Druck. „Wir wollen dagegen zu einer Gesellschaft beitragen, die würdevolles Sterben in verlässlicher Begleitung ermöglicht“, beispielsweise in den kirchlichen Einrichtungen der Altenhilfe oder in Hospiz- und Palliativdiensten.
Eine wachsende Verunsicherung hinsichtlich der sozialen Lage konstatierte der Bischof bei vielen Menschen im Bistum. In Unterfranken wachse etwa die Not durch den Verlust von Industriearbeitsplätzen. „Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, bei Fragen wie der ökologischen Transformation der Wirtschaft die soziale Verantwortung nicht aus dem Blick zu verlieren.“ Mit der Caritas sei die Kirche für Menschen in prekären Lebenslagen präsent, unter anderem mit der Allgemeinen Sozialberatung. Diese werde allein aus Eigenmitteln finanziert und sei für viele Menschen eine unverzichtbare Unterstützung. In rund 500 Kindertageseinrichtungen, und damit in rund zwei Dritteln dieser Einrichtungen in Unterfranken, sei die Caritas mit etwa 8300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für etwa 32.000 Kinder präsent. „Damit entlasten wir die politischen Gemeinden wesentlich bei einer ihrer Pflichtaufgaben.“ In vier Fachakademien für Sozialpädagogik bilde die Caritas außerdem die Erzieherinnen und Erzieher von Morgen aus. Insgesamt arbeiteten etwa 17.800 Menschen beruflich und weitere 20.000 Personen ehrenamtlich bei der Caritas im Bistum Würzburg. Der Fachkräftemangel mache sich neben der Kinderbetreuung akut vor allem in der Altenhilfe bemerkbar. Vielerorts blieben deswegen zahlreiche vorhandene Pflegeplätze unbelegt oder es herrsche Aufnahmestopp.
Bischof Jung kündigte an, den Schutz und die Sicherheit in allen Bereichen der Kirche im Jahr 2025 entschlossen weiterzuentwickeln. „Prävention und Intervention sind Chefsache“, erklärte er. „Der Vision einer sicheren Kirche wollen wir im Verlauf des Jahres in konkreten Schritten näherkommen.“ Als Bischof sei er allen Männern und Frauen dankbar, die die Ordnungen des Bistums für Prävention und Intervention schon gewissenhaft und verlässlich umsetzten. „Ihre Erfahrung wollen wir aufgreifen und daran anknüpfen.“ Besonders dankte der Bischof den Betroffenen und dem Betroffenenbeirat. Auf deren Berichten fußten Prävention, Intervention und Aufarbeitung. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Würzburg (UKAM) habe 2022 ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses sei nach Mitteilung der UKAM im ersten Halbjahr dieses Jahres zu erwarten.
Als „überaus erfreulich“ bezeichnete der Bischof den Verlauf der Kirchenverwaltungswahlen 2024. „Ich sage darum heute von Herzen Danke den über 2000 Frauen und Männern, die ihre Wahl in die Kirchenverwaltung angenommen haben.“ Mehr als 95.000 Katholikinnen und Katholiken hätten sich in den mehr als 880 Kirchenstiftungen der Diözese an der Wahl beteiligt. „Sie alle gemeinsam liefern damit ein herausragendes Beispiel für lebendiges und verantwortungsbewusstes Ehrenamt, auf das wir in unserem Bistum stolz sind.“ Für ihn als Bischof sei die starke Gemeinschaft der Gläubigen im Bistum angesichts der Herausforderungen, denen Kirche und Gesellschaft entgegensähen, „eine Quelle der Hoffnung und des Mutes“.
mh (POW)
(0525/0129; E-Mail voraus)
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